Hochmoorschmetterlinge
im Satrupholmer Moor in Schleswig-Holstein
Die Kartierung eines Moorgebietes in Schleswig-Holstein dokumentiert den Artenverlust an Schmetterlingen in den vergangenen Jahrzehnten, belegt zugleich aber den anhaltenden Wert des Satrupholmer Moores für typische Moor-Schmetterlingsarten, die teilweise vom Aussterben bedroht sind.
Um die Entwicklung der Artenvielfalt bewerten zu können und letztlich ihren Schutz sicherzustellen, sind langjährige Daten über das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten in einem Gebiet von großer Bedeutung. Oft können keine Vergleiche über einen längeren Zeitraum angestellt werden, weil es an entsprechenden Daten mangelt. Damit kann auch der Verlust von Arten nicht festgestellt werden. Die alte Weisheit: „Nur, was man kennt, wird man auch schützen“, kann in „Nur, was man auch kennt, kann man überhaupt schützen“ umformuliert werden.
Die Bilder A - D zeigen die Entwicklung vom Zitterpappelwald zum sich allmählich schließenden Moortümpel. In dem Loch, das durch die Torfentnahme entstanden war, wurde das Holz vergraben, damit kein CO2 durch Vermodern an der Luft entstehen konnte.
Der Ausgangszustand am östlichen Abzugsgraben (Bild E) veränderte sich nach dem vierten Sommer zu einer Wasserfläche mit Binsengürtel und randlichem Gagelgebüsch (Bild G). Der eingestaute Graben – oberhalb vom Abzugsgraben (Bild G) – war schon nach vier Jahren von schwimmenden Torfmoosen weitgehend bedeckt (Bild F). Das Bild H zeigt ein Kranichnest am Rande der Wasserfläche des Abzugsgrabens.
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Das Satrupholmer Moor in Schleswig Holstein bietet in dieser Hinsicht ideale Voraussetzungen für eine Ermittlung der Biodiversitätsentwicklung. Es ist das einzige Hochmoor Schleswig-Holsteins, dessen charakteristische Schmetterlingsfauna bereits vor 80 Jahren umfassend und systematisch untersucht und dokumentiert wurde. Um die Entwicklung der Schmetterlingsfauna über die wechselhafte Geschichte des Moores seitdem zu dokumentieren, wurde eine umfassende Bestandsaufnahme von Tag- und Nachtfaltern unternommen. Im Zuge der aktuellen Kartierung wurden 181 Großschmetterlingsarten nachgewiesen. Darunter konnten eine vom Aussterben bedrohte Art, sechs stark gefährdete Arten, acht gefährdete Arten der Roten Liste Schleswig-Holsteins sowie sechs Arten der Vorwarnliste registriert werden. Auch bundesweit sind einige dieser Arten ebenfalls in der Roten Liste eingestuft. So gelten eine Art als vom Aussterben bedroht, vier Arten als stark gefährdet und fünf Arten als gefährdet. Weitere vier Arten werden auf der bundesdeutschen Vorwarnliste geführt. Das Vorkommen weiterer Arten der Roten Listen ist sehr wahrscheinlich, um aber einen vollständigen Überblick zu erhalten, ist eine längere Untersuchungszeit als ein Jahr nötig. Erschwerend kommt hinzu, dass das Untersuchungsjahr 2018 durch extreme Wärme und Trockenheit gekennzeichnet war. Das hat zu zu starken Defiziten im Wasserhaushalt der ohnehin vorgeschädigte Moore geführt, wodurch auch die Entwicklungshabitate und –zyklen der typischen Moorschmetterlinge stark beeinflusst wurden.
A Achateule + Erdeule an Köderschnur, B Erdeule, C Achateule, D Plattbauch (Libellula depressa), E Stachelspanner, F Perlglanzspanner (Campaea margaritaria), G Moschusbock-Paar, H Weidenbohrer-Raupe
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In der Bilanz konnte durch die Kartierung festgestellt werden, dass die Schmetterlingsfauna des Satrupholmer Moores im Vergleich zur Kartierung von 1939/40 verarmt ist. Dies betrifft in hohem Maße viele Arten der angrenzenden Niedermoorflächen aber auch hochmoortypische Arten. Einige, wie der Hochmoor-Perlmuttfalter, sind erst in den letzten Jahren erloschen. Andere, wie die Hochmoor-Rindeneule, sind vielleicht noch vorhanden, konnten aber im Rahmen dieser Untersuchung nicht nachgewiesen werden.
Trotz Artenverarmung bleibt das Satrupholmer Moor ein wichtiger Lebensraum für bedrohte Schmetterlinge.
Trotz der festgestellten Artenverarmung weist das Satrupholmer Moor aufgrund des weiterhin vorkommenden Artenspektrums eine hohe auch überregionale Bedeutung für landesweit stark bedrohte charakteristische Hochmoorschmetterlingsarten auf. Hochmoore zählen zu den am stärksten veränderten Lebensräumen Schleswig-Holsteins und anderer Bundesländer, weshalb jedes einzelne Vorkommen typischer Arten wichtig für den Erhalt der landeseigenen Biodiversität ist. Denn durch die starke Isolierung und Fragmentierung der verbliebenen Moor-Lebensräume ist eine Wiederbesiedlung aus anderen Mooren wenig wahrscheinlich.
(Fotos © Manfred Koch)