Förderung und Wiederherstellung von
Röhrichten am Niederrhein
Die Ausbreitung des ursprünglich in Südamerika heimischen Nutrias bedroht die Röhrichtbestände am Niederrhein. Die Bekämpfung des invasiven Säugers und Neuanpflanzungen sollen hochwüchsige Röhrichte zurückbringen.
Hohe und dichte Röhrichtbestände entlang von Seen und Altarmen gehören zu den wertvollsten und typischsten Elementen der niederreinischen Landschaft. Sie sind auch ein wichtiger Bestandteil des europaweit geschützten Landschaftstyps „Eutrophe Gewässer“ und bieten vielen Vogelarten einen Brutplatz. Ohne sie könnten lebensraumtypische und teilweise stark bedrohte Arten wie Rohrdommel, Teich- und Schilfrohrsänger, Knäkente, Wasserralle, Blaukehlchen oder Tüpfelsumpfhuhn nicht überleben. Auch für die letzten Trauerseeschwalben NRWs können lückige Rohrkolbenbestände einen natürlichen Brutplatz bieten.
Selbst in den wertvollsten Naturschutzgebieten am Niederrhein, etwa dem Bienener Altrhein, dem Millinger und Hurler Meer und dem Empeler Meer sind Röhrichtbestände aber stark unter Druck geraten. So hat das Rohrkolben-Röhricht am Bienener Altrhein in den vergangenen Jahren einen Rückgang um 90 Prozent erlitten. Grund dafür ist die Ausbreitung des ursprünglich in Südamerika heimischen Nutria – auch Biberratte oder Coypu genannt.
Aus wenigen Tieren, die in den 1930er Jahren aus Pelzfarmen entkommen sind, hat sich eine fest etablierte Population entwickelt. Die Tiere fressen die Unterwasser- und Ufervegetation und verändern durch ihre Grabtätigkeit die Hydrologie von Gewässern. Das Bundesamt für Naturschutz stuft die Art als invasiv – also schädlich für die hiesigen Ökosysteme – ein. Nutrias befinden sich auf der sogenannten Managementliste und sollen soweit wie möglich durch Verfolgung aus den Lebensräumen wieder zurückgedrängt werden. Die systematische Bekämpfung der Nutrias ist daher auch eine zentrale Maßnahme des Projekts, mit dem hochwüchsige Röhrichtarten wieder an ihre traditionellen Standorte insbesondere am Bienener Altrhein zurückgebracht bzw. noch bestehende Bestände gefördert werden sollen.
Die zweite Säule zur Erreichung des Projektziels sind gezielte Initial-Anpflanzungen, deren Wachstum über eine Dynamisierung der Wasserstände weiter gefördert werden soll. Zusätzlich sollen am Millinger Meer neue Flachwasserzonen und Röhrichtstandorte geschaffen werden.