ABSCHLUSSBERICHT (2020) ➥

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Projektbeschreibung
Flächenerwerb für den
Großtrappenschutz in Sachsen-Anhalt

Mit dem Kauf von fast 20 Hektar Acker- und Wiesenflächen im Kerngebiet der letzten Großtrappen Deutschlands erhalten die Bemühungen um das Überleben einer unserer am stärksten bedrohten Vogelarten einen wichtigen Schub.

2021 U03 10040 Bild 03Junge Großtrappe (Foto © Thomas Krumenacker)

Die Großtrappe ist eine der spektakulärsten Vogelgarten in Deutschland. Mit bis zu 17 Kilogramm Gewicht der Hähne sind sie die schwersten flugfähigen Vögel der Erde. Die Balz der Trappen im Frühjahr gehört zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen hierzulande. Die Großtrappe ist zugleich aber auch eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten Vogelarten Deutschlands. Ihren hohen Lebensraumansprüchen werden nur noch wenige Gebiete gerecht. Wie viele andere im Agrarland lebende Vogelarten leiden Großtrappen vor allem unter der intensiv betriebenen Landwirtschaft mit häufigen Bearbeitungsschritten und einem hohen Einsatz von Düngemitteln und Agrarchemikalien.

Großtrappen brauchen Insektenvielfalt

Das verträgt sich nicht mit dem großen Insektenbedarf der Vögel. Ein einziges Trappenküken benötigt nach einer Woche Lebenszeit bereits 1000 Großinsekten pro Tag. Fallen die Insekten kleiner aus, können es leicht 5000 oder 6000 werden, die eine einzige Jungtrappe jeden Tag braucht. So viele Insekten finden sich nicht in intensivst genutzten modernen Agrarflächen. Die effektivste Schutzmaßnahme besteht deshalb im Erwerb von Wiesen- und Ackerflächen im Verbreitungsgebiet der Trappen, um darauf eine möglichst naturschutzgerechte landwirtschaftliche Nutzung sicherzustellen. Davon profitieren auch andere unter Druck geratene Arten wie Kiebitz, Braunkehlchen, Feldlerche, Brachvogel, Wiesenweihe und Sumpfohreule.

insekten 10040Großtrappen benötigen 1kg Insekten in den ersten beiden Lebenswochen (Fotos © privat)
Der Flächenerwerb ist seit vielen Jahren auch eines der Hauptanliegen des Fördervereins Großtrappenschutz e. V.. Die Eigentumsflächen des Vereins unterliegen weiterhin einer landwirtschaftlichen Nutzung, die aber über Auflagen in den Pachtverträgen so angepasst wird, dass die Bedingungen für möglichst viele am Boden brütende Vogelarten optimiert werden. Durch die Verpachtung der Flächen werden die ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebe gestärkt und zugleich für den Artenschutz sensibilisiert.

Einige Maßnahmen, etwa die Schaffung von ausreichend großen Zeitfenstern für das Brüten und die Aufzucht der Jungvögel bis zum Flüggewerden, lassen sich sofort umsetzen. Andere Maßnahmen – zum Beispiel die Vorgabe einer angepassten extensiven Nutzung ohne Einsatz synthetischer Düngemittel und Agrochemikalien, die zu einer Zunahme der Pflanzenartenvielfalt und damit der Vielfalt von Großinsekten führt – zeigen erst nach einigen Jahren Wirkung.

Flächenerwerb im Herzen der letzten Trappenvorkommen

Mit diesem Konzept ist es bereits in einem der drei bundesweit noch verbliebenen Einstandsgebieten der Großtrappe, dem Havelländischen Luch, eine sich selbst tragende Population der Großtrappe zu erhalten. In den beiden anderen Einstandsgebieten sind derzeit noch Bestandsstützungen durch Auswilderung handaufgezogener Jungtrappen erforderlich.

Ein Hauptgrund dafür ist der Mangel an Landwirtschaftsflächen, die bereits entsprechend den Ansprüchen der Großtrappe entwickelt werden konnten. Mit dem Erwerb einer großen Fläche im Europäischen Vogelschutzgebiet Fiener Bruch konnte nun aber ein großer Schritt in Richtung auf einen trappengerechten Umbau der landwirtschaftlichen Nutzung getan werden. Der Förderverein Großtrappenschutz konnte dort fast 20 Hektar Grün- und Ackerland kaufen. Der besondere Wert dieser Flächen liegt in ihrer Lage in unmittelbarer Nähe zum Balzplatz der Großtrappen und innerhalb eines Komplexes von Flächen, die von Großtrappen ganzjährig und regelmäßig genutzt werden. Im Besitz des Fördervereins Großtrappenschutz befinden sich in der Nähe bereits 4,1 Hektar Grünland.

Im Fiener Bruch werden seit 2011 verstärkt Bemühungen zum Erhalt der Art unternommen. Maßnahmen zur Wiederherstellung des Lebensraumes, zur Vermeidung von Störungen, zum Aufbau eines Prädationsmanagements und zur Stabilisierung des wildlebenden Bestandes der Großtrappe durch Auswilderung von Hand aufgezogener Jungvögel haben dazu geführt, dass sich der Bestand von zu Projektbeginn 17 auf aktuell (Stand März 2021) 117 Vögel erholt hat. Damit ist das Gebiet nach dem Havelländischen Luch mit 142 Großtrappen das zweitgrößte deutsche Trappenvorkommen.

2021 U03 10040 Bild 01Langsam erholt sich der Bestand der Großtrappen (Foto © Thomas Krumenacker)


Der Flächenkauf leistet einen maßgeblichen Anteil daran, mittelfristig einen sich selbst tragenden Bestandes der Großtrappe ohne zusätzliche Auswilderung zu etablieren.

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